Einige typische Paddock-Gewächse

Bitte beachte die Hinweise am Ende des Textes!

Wegen der großen Nachfrage poste ich hier mal etwas über Pflanzen, die man häufig in Paddocks finden kann. Mache davon sind harmlos, andere giftig, andere sogar gesund. Damit du selbst beurteilen kannst, ob Handeln angesagt ist oder ob du die grüne Truppe einfach weiterwuchern lassen kannst.


Jakobskreuzkraut

Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) gehört zu den Greiskräutern (Senecio) und ist zweijährig. Das bedeutet, dass im ersten Jahr nur die Blätter der grundständigen Blattrosette erscheinen. Erst im zweiten Jahr tauchen dann die Blütenstände auf.

 

Die Grundrosette, wie oben abgebildet, kann man eigentlich recht gut an den rüschig wirkenden Blättern erkennen. Auf Schlau nennt man das "stumpf gezähnt". Zudem sind die Blätter zusammengesetzt - ein Blatt (das gesamte Gebilde vom Blattstiel bis zur Spitze) besteht aus mehreren stumpf gezähnten, sich nach oben verbreiternden Fiederblättchen.

 

Wer das Jakobskreuzkraut nicht auf seinen Paddocks und Weiden haben möchte, sollte es vor der Blüte beseitigen. Denn der gelbe Blütenstand besteht nach dem Verblühen aus einer Vielzahl von kleinen Samen, die jeweils an einem kleinen Schirmchen (Pappus) hängen. Der verblühte Blütenstand sieht aus wie eine Pusteblume in klein oder auch wie das "Haupt eines Greises". Daher der Name Greiskraut. Und nicht nur das Aussehen ähnelt dem einer Pusteblume, auch die Verbreitung mit dem Wind ist ähnlich effektiv wie beim Löwenzahn. Daher: Rechtzeitig raus damit.


Schafgarbe

Die Schafgarbe (Achillea millefolium) gehört zu den harmlosen bzw. gesunden Gewächsen im Paddock. Gut erkennbar ist sie an den vielen feinen Fiederblättchen, daher der Name "Millefolium" = Tausendblättrig. (auch hier sind die einzelnen Blätter zusammen gesetzt) und dem weißen Blütenstand, der aus vielen kleinen Einzelblütenständen besteht und auf dem ersten Blick dem der Doldenblütler ähnelt. Die Schafgarbe gehört allerdings nicht zur Familie der Doldenblütler, sondern ist ein Korbblütler, also eher mit dem Löwenzahn verwandt als mit dem Wiesenkerbel.

 

Die Schafgarbe ist eine alte Heilpflanze. Einer Legende nach hat ein Hirte ein verwundetes Schaf dabei beobachtet, wie es Schafgarbe fraß, um sich zu heilen. Tatsächlich ist die Schafgarbe unter anderem ein Wundheilkraut. Pferde fressen sie je nach Situation und persönlicher Vorliebe mehr oder weniger gerne, denn sie hat einen recht bitteren Geschmack.

 

Die Schafgarbe kann also bleiben oder auch für einen Tee geerntet werden.

 


Schwarzer Nachtschatten

Der schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum) ist wiederum eine echte Giftpflanze. Gut erkennbar ist sie an den eigenwilligen, an Fledermausflügel erinnernden Blättern und an den weißen Blüten mit den für Nachtschattengewächse typischen, glockenförmig zurückgebogenen Blütenblättern und den hervorstehenden gelben Staubbeuteln. Die kleinen Früchte sind schwarz.

 

Der schwarze Nachtschatten scheint sich überall da wohl zu fühlen, wo es sandigen, trockenen Boden und jede Menge Stickstoff gibt - also auch im Paddock. Allerdings habe ich zum Glück noch kein Pferd gesehen, das ihn probiert hätte, obwohl ich schon Paddocks gesehen habe, die randvoll mit Nachtschatten waren. Fakt ist: Er ist eine potentiell tödliche Giftpflaze. Und wer weiß, ob nicht doch einmal einer davon nascht.

 

Mir tut es immer leid, die Empfehlung zum Rausrupfen zu geben, gerade bei einer solchen Pflanze, die eine echte kleine Persönlichkeit ist. Trotzdem: Besser raus damit.


Spitzwegerich

Noch eine Pflanze aus der Abteilung "Gesund". Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist gut erkennbar an seinen langen, schmalen Blättern mit den gut sichtbaren, parallelen Blattnerven. Die Blätter sitzen am Boden in Form einer grundständigen Rosette. Am Ende der langen Blütenstängel sitzt ein walzenförmiger Blütenstand, an dem die kleinen, weißen Blüten erscheinen.

 

Der Spitzwegerich ist eine alte Heilpflanze bei Husten und Atemwegsproblemen. Der Saft der frischen Blätter ist ein altes Hausmittel bei Insektenstichen. Pferde fressen ihn gerne und können das auch bedenkenlos. Spitzwegerich kann im Paddock bleiben. Wer sich daran stört, kann die Blätter sammeln und trocknen und dem Pferd unters Futter mischen.


Breitwegerich

Wegerich die zweite: Der Breitwegerich (Plantago major) ist ebenfalls ein häufiger Gast im Paddock (und zwischen Gehwegplatten und auf Gartenwegen und und und...). Auch er gehört zu den gesunden Pflanzen. Gut erkennbar ist er an seinen immergrünen, ebenfalls in einer Grundrosette angeordneten, eiförmigen Blättern und den langen, walzenförmigen, grünen bis braunen Blütenständen, sowie an seiner Platzwahl: Da, wo alle anderen Pflanzen aufgeben, wo viel gelaufen wird und die Sonne erbarmungslos runterknallt, fühlt er sich offenbar wohl.

 

Auch der Breitwegerich ist für Pferde ungefährlich. Manche knabbern an ihm, den meisten ist er wohl zu ledrig und staubig. Auch er ist eine alte Heilpflanze: Früher galt er als Heilmittel gegen die Pest. Zudem wird er traditionell bei Verdauungsproblemen eingesetzt. Genau wie der Spitzwegerich kann er auch in den Salat oder Smoothie gegeben werden (vorher gründlichst waschen!).

 

Der Breitwegerich kann auch im Paddock bleiben. Übrigens, mal eben ausrupfen ist sowieso nicht: Der kleine Kerl hält sich ganz schön fest.


Echte Nelkenwurz

Eine Pflanze, die überall im (Halb)Schatten wächst, die aber anscheinend keiner kennt, ist die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum). Gut zu erkennen ist sie an ihrer Grundrosette, die man das ganze Jahr über an kühlen, schattigen Plätzen entdecken kann. Die Blätter bestehen (wieder mal) aus einzelnen, meist eiförmigen Fiederblättchen, wobei das endständige Blättchen das größte ist. Der Blattrand ist unregelmäßig gesägt.

Ab dem Frühsommer erscheint die Sprossachse mit jeweils dreiteiligen Blättern, die deutlich kleiner sind als die der Grundrosette. Die kleinen, gelben Blüten erscheinen von Juni bis August. Die Früchte sind kugelig angeordnete, kleine Nüsschen mit einem Widerhaken, der sich gerne überall festhakt.

 

Auch die Nelkenwurz ist eine alte Heilpflanze: Sie wird traditionell bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Verdauungsproblemen angewendet. In der Wurzel findet sich unter anderem der Wirkstoff Eugenol, der auch in Gewürznelken vorkommt und der für deren typischen Geschmack zuständig ist. Außerdem kann die Nelkenwurz sich mit ihren Nüsschen effektiv verbreiten, nicht nur über Tiere und deren Fell, sondern (ganz modern) im Reifenprofil von Land- und Forstfahrzeugen sowie in unseren Schuhsohlen, weswegen sie sehr häufig an schattigen, feuchten Waldwegen zu finden ist, aber auch an Hecken, auf nährstoffreichen Brachen oder eben in Paddocks.

 

Die Nelkenwurz ist für Pferde ungiftig. Ich schätze zudem, dass der scharfe Geschmack nach Nelken die Vierbeiner in der Regel davon abhält, größere Mengen zu vertilgen. Sie darf also bleiben.

 


Wichtig! Bitte beachten!

Die hier vorgestellten Pflanzen sind zum Teil Giftpflanzen. Neben klassischen Giftpflanzen, die schon in kleinen Mengen schwere Vergiftungen hervorrufen und die jeder Pferdebesitzer kennen sollte, gibt es auch Pflanzen, deren Wirkstoffe erst in größeren Mengen Vergiftungssymptome bewirken können. Die Wirkung giftiger Pflanzen hängt allgemein von verschiedenen Faktoren wie der individuellen Empfindlichkeit des Pferdes, der Tages- und Jahreszeit der Aufnahme (schwankende Wirkstoffkonzentration), den gefressenen Pflanzenteilen, der möglichen Besiedlung der Pflanze mit Pilzen, der Dauer der Aufnahme und natürlich der aufgenommenen Menge im Verhältnis zum Körpergewicht ab. Manche Pflanzen können auch bei bloßem Hautkontakt Schädigungen bewirken. Auch hier kann die individuelle Empfindlichkeit des Pferdes (zum Beispiel helle Haut) eine Rolle spielen. Manche Pferde reagieren allergisch auf Pflanzen, die nicht als typische Giftpflanzen bekannt sind (zum Beispiel Korbblütler).

 

Jeder Pferdebesitzer sollte sich daher mit den Pflanzen in der Umgebung seines Pferdes befassen und wissen, welche Vorlieben das Pferd hat und ob es auf bestimmte Pflanzen eventuell empfindlich oder sogar allergisch reagiert. Ein Beobachten des Verhaltens im Paddock und auf der Weide gibt Aufschluss. Bei Verdacht einer Vergiftung sollte sofort der Tierarzt benachrichtigt und die fragliche Pflanze, notfalls als Foto, aber besser im Original, vorgezeigt werden.

 

Ich selbst bin weder Tierärztin noch Tierheilpraktikerin noch Toxikologin. Die hier beschriebenen Wirkungen der vorgestellten Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin, auf der gängigen Fachliteratur sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden und die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.